Freitag, 7. November 2014

Herwegh: Das Lied vom Hasse 1841 - Analyse

Wohlauf, wohlauf, über Berg und Fluß
Dem Morgenroth entgegen,
Dem treuen Weib den letzten Kuß,         
(Weib - Umgangssprache)
Und dann zum treuen Degen!

Bis unsre Hand in Asche stiebt,
Soll sie vom Schwert nicht lassen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
        

Die Liebe kann uns helfen nicht,

Die Liebe nicht erretten;
Halt' du, o Haß, dein jüngst Gericht,
Brich Du, o Haß, die Ketten! Personifizierung

Und wo es noch Tyrannen gibt,
Die laßt uns keck erfassen;

Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
Wer noch ein Herz besitzt, dem soll's
Im Hasse nur sich rühren;
Allüberall ist dürres Holz,

Um unsre Glut zu schüren.
Die ihr der Freiheit noch verbliebt,
Singt durch die deutschen Straßen:
„Ihr habet lang genug geliebt,
O lernet endlich hassen!“


Bekämpfet sie ohn' Unterlaß,
Die Tyrannei auf Erden,
Und heiliger wird unser Haß,                      (Religiöse Sprache)
Als unsre Liebe, werden.

Bis unsre Hand in Asche stiebt,
Soll sie vom Schwert nicht lassen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen
!



(Georg Herweg, 1817-1875)

Wiederholung - Religiöse Sprache - Umgangssprache - Personifizierung - Ellipse - Gleichstellung


Das vorliegende politische Gedicht "Das Lied vom Hasse", 1841 von Georg Herweg verfasst, handelt von einem Aufruf an das Volk den König zu hassen.

Der Autor versucht das Volk mit diesem Gedicht zu einem öffentlichen Aufstandbewegen. Dazu soll das Volk seinen Hass öffentlich ausleben.
Das Volk soll seine Liebenden verlassen und bis zum Kämpfen. Nur Hass könne helfen Tyrannen zu vernichten. Des Weiteren soll es für seine Freiheit kämpfen und dieses Bostschaft weiterverbreiten.
Es liegt ein Wir vor, das das Volk auffordert zu hassen.
Formal liegen vier Strophen und ein Kreuzreim vor. Das Metrum ist Jambus und es lieben abwechselnd männliche und weibliche Kadenzen vor.
In den Versen eins bis vier liebt eine Ellipse vor. Dieses symbolisiert den Aufbruch des Kriegers zum Kampf für die Freiheit. Der schwere Abschied soll verdeutlicht werden sowie dass man außer seinem Degen nichts benötigt, nicht einmal ein Prädikat, welches das wichtigste Satzglied ist. Auch soll so ausgedrück werden, dass der Aufbruch schnell sein muss und daher keine Zeit bleibt ein Prädikat zu nutzen, wenn man auch so den Sinn versteht.
Bereits hier wird auf einem möglichen Tod aufmerksam gemacht (V. 3) und durch "treu" werden "Weib" (V. 3) und "Degen" (V. 4) gleichgestellt, was nochmals auf die Wichtigkeit des Kampfes aufmerksam macht, aber auch, dass der Kämpfer keine Angst haben muss, eines von beiden im Kampf zu verlieren.
Die Verse sieben und acht werden am Ender der Strophen zwei und vier wiederholt. Dieser Ausruf ist die Hauptaussagedes Gedichts; eine Aufforderung an das deutsche Volk, endlich öffentlich Widerstand zu leisten und ihrem Hass auf den König Ausdruck zu verleihen und nicht mehr so zu tun, als würen sie den König mögen und seine Entscheidungen unterstützen.
Auch die Verse fünf und sechs werden in der letzten Stophe wiederholt. Diese sollen ausdrücken, dass man bis zum Ende, bis zum eigenen Tod kämpfen soll, aber auch, dass ein Schwert für den Kampf gegen die Tyrannei (vgl. V. 25-26) notwendig ist und dass die Freiheit nur gewaltsam erreicht werden kann. Des Weiteren soll das deutsche Volk hiermit darauf aufmerksam gemacht werden, dass Veränderungen nur durch Handlungen erreicht werden können.
In den Versen elf und zwölf wird der Hass personifiziert. Dieser soll "das jüngste Gericht halten" (V. 11), was normalerweise ein biblischer Begriff ist und normalerweise von Gott bzw. Jesus gehalten wird. Zudem soll der Hass "die Ketten brechen" (V. 12). Mit diesen Ketten sind die Strukturen Deutschlands zur damaligen Zeit gemeint, die zerstört werden soll, damit eine Revolution stattfindet. Der Hass wird hier personifiziert, da laut dem Verfasser des Gedichtes nur der Hass und nicht die Liebe (V. 7-8) ein solches Ziel erreichen kann.
Dies wird auch in den Versen 17-18 und 27-28 deutlich. Letztendlich ist mit dem Hass der Hass der Bevölkerung, also des deutschen Volkes, gemeint. Auch hier soll das Volk selbst aktiv werden, um das Ziel einer deutschen Revolution zu erreichen.
In dem vorliegenden Gedicht wird Umgangssprache verwendet (z.B. "Weib", V.3; "keck", V. 14), aber auch religiöse Begriffe ("Jüngstes Gericht, V. 11; "heilig", V. 27).
Das vorliegende Gericht ist politisch, da das Volk zu einem Kampf gegen die Tyrannei und für die Freiheit aufgefordert wird. Es wird zu einem Sturz sämtlicher Tyrannen aufgerufen. Das Volk ist mit dem König nicht zufrieden und möchte diesen nicht mehr unterstützen.

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