Dienstag, 16. Dezember 2014

Analyse eines Dramenauszuges (Dialoganalyse) Die Physiker, S. 22f.

1. Analyse + Stellen Sie dar, inwiefern hier bereits das zentrale Thema der späteren Unterhaltung zwischen den drei Physikern angesprochen wird.
2. Formulieren Sie den Kerngedanken des Vorwurfs, den Newton am Ende des vorliegenden Auszugs erhebt, und setzen Sie sich kritisch damit auseinander.

Vorliegender Textauszug: S. 22f. ab "Nicht wahr, Sie ärgern sich, mich nicht verhaften zu dürfen?" bis "Sie sind hier der Kriminelle, Richard ..."

In dem vorliegenden Dialogauszug aus dem Drama "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt, 1962 erschienen, unterhalten sich der Inspektor Voß und Newton über die Tatsache, dass der Inspektor Newton nicht verhaften darf und dass sich der Inspektor eigentlich selbst verhaften muss, da er die Grundlagen der Elektrizität nicht versteht, sie aber trotzdem nutzt.

Der Dialog beginnt mit der Frage Newtons, ob sich der Inspektor nicht ärgere, ihn nicht verhaften zu dürfen und wieso ihn der Inspektor verhaften wolle. Ferner fragt er ihn, ob er etwas von Elektrizität verstehe was dieser verneint. Darauf erklärt Newton, dass der Mensch die Physik nur ausnutzt, ohne sie zu verstehen und dass daher der Physik ausnutzende Mensch und nicht er kriminell ist. Deswegen müsse sich der Inspektor selbst verhaften.
Das Drama "Die Physiker" beschäftigt sich mit der Verantwortung der Wissenschaft. Dieser Auszug bezieht sich auf die Ermordung einer Krankenschwester von Newton, dieser kann jedoch nicht belangt werden, da er als verrückt bezeichnet wird. Im weiteren Verlauf des Dramas stellt sich heraus, dass Newton nicht verrückt, sondern ein Geheimagent ist und einen Mitinsassen, Möbius, ausspioniert.
Dieser Auszug ist so grotesk-paradox, da zwei so unerschiedliche Dinge wie die Ermöglichung der Atombombe und die Ermordung einer Krankenschweste miteinander verglichen werden (vgl. Z. 4-6), da die Atombombe eine viel größere Zerstörungskraft als die Ermordung einer Krankenschwester hat. Des Weiteren sieht Newton (Vgl. Z. 32/33) das Benutzen der Elektrizität als Verbrechen an, wohl auch, um dem Inspektor begreiflich zu machen, dass Albert Einstein, für welchen Newton sich angeblich hält, nichts für die negative Nutzung der Atomenergie kann. Auffällig ist auch das ungewöhnliche Verhältnis zwischen dem Inspektor und Newton, z.B. dass sich beide zwar siezen, aber mit dem Vornamen anrden (vgl. Z.3, Z.9) oder dass der Inspektor, obwohl Newton nachweislich eine Krankenschwester ermordet hat, diesen nicht verhaften will (vgl. Z. 28/29). Auch grotesk-paradox ist der vorliegende Dialogauszug, da Newton erklärt, dass die Techniker versuchen, aus physikalischen Formeln eine Maschine herzustellen, die von der eigentlichen Erkenntnis unabhängig ist und diesen Versuch der Techniker als Vorwurf darstellt. Normalerweise freut sich der normale Mensch, dass er, ohne die Komplexität der Physik zu verstehen, die modernsten Techniken nutzen kann.
Sprachlich ist auffällig, dass Alltags- bis Vulgärrsprache ("Dirne", Z. 20, "Esel", Z. 24) verwandt wird. Es wird eine Anapher ("Aber Albert", Z. 3, Z. 7) benutzt und Newton vergleicht den Umgang der Techniker mit dem Umgang der Zuhälter mit einer Dirne (Z. 19/20). Hiermit wird Newtons Intention in diesem Dialog deutlich gemacht. Er möchte auf die weitreichenden Folgen einer Fehlnutzung einer Erfindung (vgl. Z. 30-33) aufmerksam machen.
Auch kann er den Umstand, dass jeder Elektrizität benutzt, sie aber nicht versteht, nicht akzeptieren (vgl. Z. 20-25). Er macht darauf aufmerksam, dass der Physiker nichts für die Fehlnutzung seiner Erkenntnisse kann (Z. 26-28). Mit diesen Ausführungen will Newton zeigen, dass der Wissenschaftler letztendlich nicht mehr für seine Erkenntnisse verantwortlich ist.
Dieses Thema wird auch in einer späteren Unterhaltung der Physik aufgegriffen, in welcher Newton erklärt, man solle seine Forschungsergebnisse der Macht zur Verfügung stellen und habe anschließend keine Macht mehr über ihre Verwendung. Jedoch ist sich Newton bewusst, dass die Macht seine Erkenntnisse auch ausnutzen kann, wie mit seinem Vorwurf gegenüber dem Inspektor zeigt. Dieser sei kriminell, da der das Licht anschalte, ohne etwas von Elektrizität zu verstehen (Z. 30-33). Allgemein kann man sagen, dass Newton gegen eine sorglose Nutzung der Technologie, von der man nichts versteht, ist.
Dieser Vorwurf erscheint zunächst unbegründet, da viele froh sind, z.B. ein Smartphone bedienen zu können, ohne die technischen Grundlagen, die dem Laien kompliziert und unverständlich erscheinen, verstehen zu müssen. Jedoch sind sich viele nicht bewusst, dass ein Smartphone für informatisch und technisch Begabte ein gutes Spionagewerkzeug ist. (Bsp.) Dieser Gefahr sind sich viele Smartphone-Nutzer nicht bewusst bzw. sie unterschätzen sie.
(Lösung: Schulbildung)
(Entkräftung der Lösung)
Daher ist Newtons Vorwurf zwar durchaus nachvollziehbar, jedoch gibt es keine gute Alternative, um dafür zu sorgen, dass niemand Technologie, von der er nichts versteht, sorglos benutzt.

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