Donnerstag, 11. Dezember 2014

4. Akt, 7. Szene

Luise komt schüchtern herein und bleibt mit großem Abstand von Lady Milford stehen. Lady Milford hat ihr den Rücken zugewandt.

L: Ich erwarte Ihre Befehle.
LM: (dreht sich zu Luise) Ah, Sie sind hier. Wie hießen Sie nochmal?
L: Mein Vater heißt Miller und Sie haben seine Tochter rufen lassen.
LM: Ah, genau. Die arme Geigerstochter, von der neulich die Rede war. Interessant, aber keine Schönheit. Treten Sie näher, mein Kind. Ihre Augen weinten oft. Komm nur näher oder fürchtest du mich etwa?
L: (entschieden) Nein, ich verachte das Urteil der Menge.
LM: Diesen Trotzkopf hat sie von ihm. Sie wurden mir empfohlen, Sie sollen waas gelernt haben. Ich möchte Ihrem Fürsprecher (= Ferdinand) nur allzu gerne glauben.
L: Ich kenne keinen, der mir eine Arbeitgeberin suchen würde.
LM: Wie alt sind Sie denn?
L: Sechszehn Jahre alt.
LM: Die erste Liebe also. (Freundlich gibt sie ihr die Hand) Ich möchte dich glücklich machen. Sophie wird heiraten und du sollst ihre Stelle erhalten.
L: (küsst ihr ehrerbietig die Hand) Ich danke Ihnen, doch ich darf Sie nicht annehmen.
LM: Sonst sind junge Frauen doch immer glücklich, wenn sie Arbeit finden. Sind Sie sich etwa zu schade, um zu arbeiten? ... Warum begaffen Sie mich so?
L: Entschuldigen Sie, ich war nur dabei, den armen Rubin zu beweinen, dessen Besitzerin die Eitelkeit so stark verurteilt.
LM: (errötet) Lenken Sie nicht ab! Wenn Sie sich nicht zu gut sind, um den Job anzunehmen, was hält Sie dann davon ab?
L: Meine bürgerliche Unschuld. ... Es tut mir leid, dass ich eine Affäre mit Ferdinand begonnen habe.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen