Mittwoch, 10. Dezember 2014

4. Akt, 6. Szene

LM: Hast du sie gesehen? Kommt sie?
S: Ja, sie wollte sich noch schnell umziehen.
LM: Erzähl mir nichts von ihr. Wie verhielt sie sich als du ihr meine Einladung übermittelt hast?
S: Sie schien bestürzt zu sein, wurde nachdenkend, sah mich mit großen Augen an und schwieg. Ich hatte mich bereits auf ihre Ausflüchte vorbereitet. Doch sie gab mir zu Antwort: "Ihre Dame befiehlt, was ich morgen selber erbitten wollte."
LM: (unruhig) Beklage mich. Wenn sie nur eine gewöhnliche Frau ist, werde ich erröten, und wenn sie mehr ist, verzage ich.
S: Erinnern Sie sich doch daran, wer Sie sind. Sie sind von Rang, haben Macht. (boshaft) Ist es etwa Zufall, dass Sie heute Ihre kostbarsten Brilliaten tragen? Sich heute im reichsten Stoff kleiden? Dass es hier vor Bediensteten nur so wimmelt und Sie das Bürgermädchen im fürstlichen Saal Ihres Palastes erwarten?
LM: (erbittert) Verflucht! Dass Frauen für Frauenschwächen solche Luchsaugen haben! Wie tief muss ich gesunken sein, dass du mich ergründest! Verschwinde, Sophie! (drohend) Ich befehle es! (Sophie geht) Nun bin ich so wütend, wie ich wünschte. (Zum Kammerdiener) Das Bürgermädchen soll hereinkommen. (Legt sich aufs Sofa und nimmt eine vornehm-nachlässige Lage ein)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen