Mittwoch, 1. Oktober 2014

Kabale und Liebe in moderner Sprache, 1. Akt, 5. Szene

P - Präsident, W - Wurm

P: Eine ernsthafte Zuneigung, mein Sohn? Das kann ich nicht glauben!
W: Ich könnte es beweisen.
P: Dass er die Bürgerschurkin umwirbt, das finde ich möglich, aber dass er die Tochter des Musikus umwirbt? Ist sie denn mindestens hübsch? Das verstände ich!
W: Sehr hübsch!
P: Es macht mir Hoffnung, dass er Gefühle für Frauen hat, dass sie ihn nicht hassen werden, dass er Geschmack hat, dass er weiß, wie er zu seinen Gunsten lügen kann. Also kann er Präsident werden. Und wenn dabei ein Enkel herauskommt, dann freue ich mich und zahle Unterhalt. Ich möchte mir einen Spaß daraus machen, dass Sie mich aufhetzen möchten.
W: Wenn hier Eifersucht im Spiel ist, dann nur mit den Augen.
P: Was interessiert es Sie denn, ob das Mädchen neu oder gebraucht zu Ihnen kommt? Trösten Sie sich mit dem Adel, nur selten wird bei uns geheiratet, wo nicht schon einige Gäste mit der Braut geschlafen haben.
W: Ich möchte, wie bei Bürgern üblich, meine Frau entjungfern.
P: Mein Sohn soll Lady Milford heiraten, also ist Euer Problem gelöst. So kann ich meinen Machteinfluss beim Fürsten vergrößern. Ich werde ihm noch heute seine Verlobung verkünden. Sein Gesicht wird mir die Wahrheit zeigen.
W: Sein finstres Gesicht kann auch an der Partie liegen. Stellen Sie ihm eine schärfere Probe. Wählen Sie ihm die beste Partie im Land. Sagt er ja, sperren Sie mich drei Jahre lang ein! ... Der Dienst Ihnen von einer unwillkommenen Schwiegertochter zu helfen ...
P: Ist den Dienst, Ihnen zu einer Frau zu helfen, wert. Aber wenn Sie plaudern ... Ich habe Sie im Griff!
Kammerdiener: Hofmarschall von Kalb ...
P: Kommt wie gerufen!

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