Sonntag, 3. Mai 2015

Analyse, Hiob, S. 14

Hiob (EinFach Deutsch), S. 14: von "mit scharfem Heulen" bis "Jemand machte die Tür auf". Ich verzichte hier auf weitere Verweise.

Note: 1+

Der vorliegende Auszug stammmt aus dem Roman "Hiob", der 1930 von Joseph Roth veröffentlicht wurde. Er behandelt das Leben des einfachen Judens Mendel, der ähnlich wie im biblischen Buch "Ijob" von zahlreichen Schicksalsschlägen geplagt ist. Dieser Auszug beschreibt wie Deborah kämpft, um zum Wunderrabbi zu gelangen.

Vor diesem Abschnitt wurde Menuchim geboren und es wurde festgestellt, dass er Epilektiker ist, jedoch verweigert Mendel medizinische Hilfe. Nach diesem Anschnitt kümmert sich Deborah nur noch um Menuchim und seine Geschwister versuchen ihn zu ertränken. Zudem erfährt sie vom Rabbi, dass Menuchim nach langem Leiden geheilt werden wird.
In diesem Abschnitt wird beschrieben wie Deborah sich, auch gewaltsam, durch die wartende Menge kämpft, um zum Wunderrabbi zu gelangen. Letztenlich erreicht sie seine Tür, die geöffnet wird.

Zunächst wird in dem vorliegenden Abschnitt deutlich, dass Deborag Menuchim helfen will,damit er gesund wird, und dazu vor keinen Mitteln, auch nicht vor Gewalt, zurückschreckt, womit aber auch ihre brutale Seite gezeigt wird, die durch den Parallelismus besonders betont wird. Hiermit zeigt sich ihre Mutterliebe.
Zudem wird deutlich, wie sehr sie unter dieser Situation leidet, was durch den Ausdruck "brennender Schmerz" verdeutlicht wird. Gleichzeitig wird das Böse in Deborah gezeigt, vor allem durch die Wiederholung der Farbe rot, die für den Teufel steht und zeigt, dass dieser in Deborah waltet. Dies wird durch einen Vergleich Deborahs mit einer Fackel nochmals bestätigt, da auch Feuer für den Teufel steht.
Auch die Verzweiflung Deborahs ist zu erkennen, da sie scharf heult und alles versucht um zum Wunderrabbi zu gelangen.
Es wird eine ungeheure Kraft innerhalb Deborahs beschrieben, die auch durch ihre "dicken blauben Adern" signalisiert wird und vermutlich durch Wut auf ihre aktuelle Situation ensteht. Dabei hat sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle, da Schreie aus ihr "ausbrachen".
Beim Erreichen der Tür lässt Deborah mit einem "einzigen grellen Schrei" all ihren Emotionen freien Lauf. Dies wird nochmals durch eine Metapher unterstützt ("grauenhafte Stille [...] [der] ganzen gestorbenen Welt einstürzte", die Deborahs angespannte psychische Lage und die daraus resultierende Hoffnung, dass jetzt alles besser wird, symbolisiert.
Obwohl sie in dieser Szene das Beste für Menuchim erreichen will, schleift sie diesen über den Boden. Dies deutet darauf hin, dass in diesem Besuch beim Wunderrabbi auch Eigennutz steckt, da eine Verbesserung von Menuchims Leiden auch ihr Leben vereinfachen würde.
Auffällig ist gesamten Ausschnitt der hypotaktische Satzbau, der die Dramatik der Situation unterstreicht genauso wie Deborahs Wut.
Insgesamt zeigt dieser Ausschnitt, dass Deborah wegen Menuchim sehr verzweifelt ist und alles versucht, auch aus Eigennutz, um diese Situation zu ändern. Gerade in diesem Ausschnitt ist ihr ambivalenter Charakter zu erkennen, der zwischen Mutterliebe und Teuflischem/Bösen schwankt.

Was man noch erwähnen könnte
  • Deborah ist aktiv und handelt pragmatisch: "Die Klinke in der gereckten Rechten. Mit der Linken trommelte sie gegen das braune Holz."
  • Deborah ist temperamentvoll und hitzig
  • Sie zeigt ihre Emotionen offen, laut und deutlich
  • Die "blauen Adern am gereckten Hals, in denen sich die Schreie sammeln" erinnert an einen Vulkan, in dem sich Magma sammelt, bis er explodiert. Auch bei Deborah vollzieht sich so ein unaufhaltsamer, gefährlicher Vulkanausbruch, ein Ausbruch ihrer Gefühle, ihres Temperaments
  • Deborah = Vertreterin des Chassidismus

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