Dienstag, 5. Mai 2015

Vergleichende Analyse zweier Wundergeschichten (Mk 8, 22-26 u. Mk 10, 46-52)

Formal fallen beide Wundergeschichten durch eine eher kurze Einleitung und einen eher kurzen Schluss auf, die in etwa dieselben Motive enthalten.
Im Tekt Mk 8 ist aber die Exposition sehr kurz und die Mitte sehr lang. Bei Mk 10 ist das Gegenteil der Fall.
Dies liegt an den unterschiedlichen Aussageabsichten der Texte:
In Mk8 liegt der Schwerpunkt auf der Tat, das Jesus/Gott stellvertretend durch den Blinden die gesamte Menge heilt. Hiermit ist auch zu erklären, warum der allmächtige Gott zwei Anläufe benötigt, um dieses Wunder zu vollbringen.
Daher fällt auch die Exposition so kurz aus, denn es kann nicht die gesamte Menge vorgestellt werden.
Die letztendliche Aussageabsicht besteht darin, dass Jesus/Gott alle heilen und erlösen kann.
Bei Mk10 liegt der Schwerpunkt auf der Aussage, dass ein großer Glaube und Gottvertrauen reichen, um geheilt zu werden. Daher ist die Exposition so lang, um zu zeigen, dass der Blinde auf jeden Fall geheilt werden möchte und dass er so sehr in Jesus/Gott vertraut, dass er sein Hab und Gut einfach zurücklässt.
In diesem Fall ist der Blinde der Held der Wundergeschichte, daher fällt die Mitte so kurz aus, da bei einem so großen Glauben keine starke Hilfe von Jesus/Gott gefordert ist.

Abschließend lässt sich festhalten, dass man schon am formalen Aufbau der beiden Wundergeschichten erkennen kann, dass diese vollkommen unterschiedliche Aussageabsichten besitzen.

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