5. Akt, 5. Szene
Miller kommt zurück
M: Sie werden gleich bedient werden, Baron. Draußen sitzt
das arme Ding und will sich zu Tode weinen. Sie wird Ihnen mit der Limonade
auch Tränen zu trinken geben.
F: Und wohl, wenn ´s nur Tränen wären! … Wo wir eben von
Musik gesprochen haben, Miller (nimmt
sein Portemonnaie) Ich bin noch Schuldner.
M: Wie? Was? Für wen halten Sie mich, Baron?
F: Nehmen Sie nur! Es ist für Leben und Sterben.
M (lachend): O,
deswegen, Baron! Der Fall wird nicht eintreten!
F: Haben Sie nie gehört, dass Kinder sterben? Kinder der
Hoffnung? Was Wurm und mein Alter nicht tun, kann oft ein Donnerschlag
ausrichten. Auch Ihre Luise ist nicht unsterblich.
M: Ich habe sie von Gott.
F: Ich habe ihm gesagt, dass sie nicht unsterblich ist.
Diese Tochter ist sein Augapfel. Er hängt mit Herz und Seele an ihr. Seien Sie
vorsichtig Miller! … Warum nehmen Sie mein Geld nicht?
M: Was, Herr? Das ganze Portemonnaie? Wohin denken Sie?
F: Ich denke an meine Schuldigkeit! Da! (Wirft den Geldbeutel auf den Tisch, sodass
Goldstücke herausfallen) Ich kann den Quark nicht eine Ewigkeit so halten.
M (bestürzt): Was,
beim großen Gott? Das klang nicht wie Silbergeld! (Er tritt zum Tisch und ruft mit Entsetzen) Um Himmels Willen, Baron?
Baron? Wo sind Sie? Was machen Sie? (Mit
zusammengeschlagenen Händen) Hier liegt ja – oder bin ich verhext, oder –
Gott verdamm mich! Da greif ich ja das bare, gelbe, leibhafte Gottesgold. Nein,
Satan! Du sollst mich nicht dran kriegen!
F: Haben Sie alten oder neuen Wein getrunken, Miller?
M: Donner Wetter! Schauen Sie nur – Gold!
F: Und was nun weiter?
M (nach einigem
Schweigen zu ihm gehend): Gnädiger Herr, ich bin ein schlichter, gerader
Mann, wenn Sie mich etwa zu etwas Illegalem anstiften wollen, denn so viel Geld
lässt sich weiß Gott nicht mit etwas Gutem verdienen.
F (bewegt): Seien
Sie ganz getrost, lieber Miller. Das Geld haben Sie längst verdient …
M: Wie verdiene ich denn dieses Reichtum?
F: Nicht mit Ihrem Musikunterricht, mit diesem Geld bezahle
ich Ihnen den dreimonatelangen Traum von einer glücklichen Tochter. ... Das
Geld bleibt bei Ihnen, ich reise ab in ein Land, in dem keine Passstempel
gelten.
M: Also bleibt das Geld meins? Bleibts? Es tut mir leid,
dass sie verreisen, aber ich will auf den Markt gehen und dort meine
Musikstunden geben und am Tag der heiligen Drei Könige teuren Tabak rauchen und
wenn ich dann wieder arm bin, soll mich der Teufel holen. (Will fort)
F: Bleiben Sie! Schweigen Sie! Tun Sie mir den Gefallen und
bleiben noch heute hier und schweigen. Und geben Sie von heute an keinen
Musikunterricht mehr.
M: Eigentlich ist mir das Geld egal, satt bin ich doch immer
geworden. Aber Luise soll den Segen erhalten, alles, was ich ihr an Wünschen
von den Augen lesen kann, soll sie erhalten. Sie soll Französisch lernen, und
Gesellschaftstanz tanzen können, singen, und von der Geigerstochter soll man im
Umkreis von vier Meilen reden!
F (ergreift seinen
Hand): Nichts mehr! Nichts mehr! Um Gottes willen, schweigen Sie! Schweigen
Sie nur noch heute, dass ist der einzige Dank, den ich von Ihnen verlangen!
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