Samstag, 20. September 2014

Kabale und Liebe in moderner Sprache 1. Akt, 1. Szene

M - Miller, F - Frau

M: Die Liebesaffäre zwischen Luise und Ferdinand wir ernst. Man redet schon über die beiden. Mein Ruf wird ruiniert. Der Präsident (Ferdinands Vater) wird es erfahren - ich werde Ferdiand also Hausverbot erteilen.
F: Aber es ist doch nicht deine Schuld!
M: doch, ich bin der Herr im Haus und hätte den beiden klarmachen müssen, dass sie das nicht dürfen - oder es Ferdinands Vater mitteilen sollen. Ferdinand wird sich eh ohne Probleme aus der Affäre ziehen können, und das ganze Unglück kommt über uns.
F: Unsinn! Was soll uns schon passieren?
M: Aber was soll den aus den beiden werden? Er kann sie nicht heiraten und als Mätresse soll er sie auch nicht nehmen! Ferdinand hat´s schon mit so vielen getrieben, da wird er sich über eine Jungfrau freuen. Man kann kaum auf Luise Acht geben, so geschickt wie Ferdinand ist, wird er sie bald schwängern. Luise ist dann lebenslang geschändet, bleibt ewig Jungfer oder wird zur Hure. Ich weiß doch selbst, dass man in dem Alter nur an Schönheit interessiert ist, und irgendwann wird er sie sitzen lassen.
F: Wenn du nur seine Liebesbriefe lesen würdest, wüsstest du, dass ihm nur um ihre Seele geht.
M: Er benutzt die Poesie doch nur um sie rumzukriegen! Und ehe man sich versieht, hat er sie verlassen!
F: Aber ihre Verbindung hat doch auch Vorteile! Deine Tochter betet doch auch immer aus seinen Büchern!
M: Als wüsstest du was vom Beten! Ferdinand kennt das wahre Leben noch nicht. Luise saugt Fantasien ein und ehe man sich versieht, verliert sie das letzte bisschen Christentum! So wird sie noch ihre Heimat verlieren, und schämt sich schon, dass ich, ihr Vater, Musiker bin. Letztendlich verliere ich so noch einen Schwiegersohn, der meinem Geschäft gut getan hätte. Nein, ich werde Ferdinand klarmachen, dass er sich hier nicht mehr blicken lassen soll!
F: Benimm dich! Denk auch an seine Geschenke!
M: Das Blutgeld meiner Tochter? Fahr zum Teufel! Bevor ich Geld von dem annehme, bettle ich lieber um Essen. Und hör du mit dem Kaffeetrinken und Tabakschnupfen auf, damit wir unsere Tochter nicht verkaufen müssen! Auch ohne Ferdinand hatten wir immer genug!
F: Nur weil Ferdinand der Sohn vom Präsidenten ist, muss man ihn doch nicht vertreiben!
M: Genau das ist doch der Punkt! Wenn der Präsident ein rechtschaffender Vater ist, wird er mir danken! Ich werde mich schick kleiden und dann bei Seiner Exzellenz anmelden lassen. Dann werde ich ihm sagen, dass sein Sohn ein Auge auf meine Tochter geworfen hat, meine Tochter aber zu schlecht ist, um Ferdinands Frau zu sein und zu gut, um seine Hure zu sein. Mein Name ist Miller!

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